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Fülltext:
Das Hauptmerkmal eines Hamburgers ist das Fleisch; 100 Prozent reines Rindfleisch, wie die Hersteller versichern, und es gibt keinen Grund, ihnen nicht zu glauben. Den Glauben an das Fleisch braucht der Esser allerdings; denn das Fleisch sieht nicht nur aus wie ein Bremsbelag, es schmeckt auch nicht nach Fleisch. Es schmeckt nach nichts. Ich bin davon überzeugt, daß die Erfinder dieser Volksspeise sehr viel Mühe und Zeit darauf verwendet haben, zu diesem frappierenden Resultat zu kommen.
Manchmal wird das Fleisch mit einer gelblichen Weichgummischeibe belegt, die Käse genannt wird, süßlich schmeckt und in die gegebenenfalls eine oder mehrere dünne Senfgurkenscheiben eingeschweißt sind. Zusätzlich kann das Fleisch auf gehäckseltem Salat gebettet oder mit einem Salatblatt bedeckt sein. Damit sind im großen und ganzen die Variationsmöglichkeiten eines Hamburgers erschöpft. Eine wichtige Eigenschaft dieses Produkts soll hier nicht unerwähnt bleiben: Er muß unverzüglich am Tatort gegessen werden. Denn ein Hamburger ist empfindlich wie eine Mimose. Schon nach einer Viertelstunde beginnt er zu schrumpfen, er trocknet rapide ein und sieht nach einer halben Stunde aus, als hätte man ihn aus einem Abfallkübel eines Operationssaals gefischt.
Es ist anzunehmen, daß noch niemand nach dem Verzehr eines Hamburgers ernstlich krank geworden ist. Es ist ferner anzunehmen, daß Leute, die einmal Hamburger gegessen haben, wieder hingehen und weitere Hamburger essen. Es ist aber völlig undenkbar, daß jemand davon süchtig wird. Und da mit zunehmendem Alter der Esser die Lust auf dieses Kunstprodukt verliert, sind Hamburger im Leben eines Menschen nur eine vorübergehende Erscheinung wie Pubertätspickel.